Wien-Fotografin Bärbel Brantner Fotos und Geschichte(n)

Gozo

An einem windigen, wechselhaften Tag setzten wir mit der Fähre nach Gozo, der zweitgrößten Insel von Malta,  über. Schon auf der Hinfahrt war der Seegang deutlich spürbar – aber das war nichts im Vergleich zur Rückfahrt.

Nach der Ankunft stiegen wir in einen Hop-on-Hop-off-Bus, um die Insel zu erkunden. Natürlich setzten wir uns ins offene Oberdeck – wir wollten fotografieren. Der Fahrtwind war kalt, ich habe mir prompt eine Erkältung eingefangen.

Die Fahrt führte durch eine karge, aber reizvolle Landschaft. Anfangs war der Himmel bedeckt, später kam die Sonne durch.

Im Frühling erstrahlt die Insel in einem frischen Grün. Die Gozianer nennen sie deswegen "die grüne Insel".

Ġgantija

Plan des Ggantija Tempels

Unser erstes Ziel: die Tempelanlage Ġgantija – eines der ältesten freistehenden Bauwerke der Welt. Sie liegt auf einer Anhöhe mit Blick aufs Meer und wurde zwischen 3600 und 3300 vor Christus (v. Chr.) errichtet. Die Anlage besteht aus zwei Tempeln, die in einem Abstand von rund 150 Jahren gebaut wurden. Einige Steine wiegen bis zu 50 Tonnen – wie man sie damals bewegen konnte, bleibt ein Rätsel. Die Baukunst wirkt erstaunlich fortgeschritten. Vor dem Besuch führt ein Rundgang durch ein modernes, informatives Museum.

Victoria (Rabat)

Gozo ist klein, und auch die Hauptstadt Victoria hat nur etwa 6600 Einwohner. Das Gebiet war schon in der Bronzezeit besiedelt. Während der arabischen Herrschaft hieß die Stadt Rabat, die Briten benannten sie später zu Ehren Königin Victorias um.

Ein dunkles Kapitel: 1551 überfielen Sklavenhändler die Insel. Die Bevölkerung flüchtete sich in die Zitadelle – vergeblich. Fast alle Bewohner wurden verschleppt, Gozo war danach entvölkert. Später wurde die Festung wieder aufgebaut. Heute thront sie über der Stadt – ein stilles Zeugnis bewegter Geschichte.

Am späten Nachmittag wanderten wir zur Zitadelle hinauf, die in goldenes Abendlicht getaucht war. Von oben hatten wir eine wunderbare Sicht auf Victoria und die Landschaft rundum.

Dann war es Zeit für die Rückfahrt. Der Wind war stärker geworden, die heftigen Wellen haben etliche Reisende seekrank gemacht. Uns hat es glücklicherweise nicht erwischt.

Ab 2013 gab es das schon weit fortgeschrittene Vorhaben, die beiden Inseln mit einem Tunnel zu verbinden. 2022 wurde das Projekt aber auf unbestimmte Zeit zurückgestellt. Gründe waren unter anderem die COVID-19 Pandemie und der Krieg in der Ukraine.

Mein Fazit

Malta hat mir sehr gut gefallen. Ein kleines Land, vollgepackt mit Schönheit, Geschichte und historischen Baudenkmälern. Vielleicht komme ich wieder, es gibt noch viel zu sehen und entdecken.

Den ersten Teil über die kleinste Hauptstadt Europas findest du hier.

Für alle, die noch mehr wissen wollen, ein bisschen Geschichte!

Kurze Geschichte Maltas

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Inselstaat im Mittelmeer, südlich von Sizilien

  • 316 km² Fläche, ca. 520.000 Einwohner
  • Amtssprachen: Maltesisch und Englisch
  • Erste Besiedlung um 5900 v. Chr.
  • Megalith-Tempel ab 3600 v. Chr.
  • Beherrscht von Phöniziern, Karthagern, Römern, Byzantinern, Arabern und europäischen Dynastien
  • 1530 Sitz des Malteserordens, 1565 Abwehr der Osmanen, Gründung von Valletta
  • 1798 von Napoleon erobert, ab 1800 britisch, 1814 britische Kolonie
  • Wichtiger Stützpunkt im Zweiten Weltkrieg
  • 1964 Unabhängigkeit, 2004 EU-Beitritt

Tempelperiode (3850–2350 v. Chr.)

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The Sleeping Lady von Ħal-Saflieni

Malta wurde erstmals ca. 5900 v. Chr. besiedelt. Wegen Trockenheit und schlechter Bodenverhältnisse verließen die ersten Siedler die Inseln wieder.

Eine zweite Siedlungswelle aus Sizilien erreichte Malta um 3850 v. Chr. und blieb etwa 1500 Jahre. Ab ca. 3600 bis ca. 2500 v. Chr. entstanden beeindruckende Tempelanlagen wie Ġgantija. Diese Bauten waren größtenteils überdacht, gepflastert, hatten Türen und Vorhänge. Sie waren prächtig mit Skulpturen und Gemälden geschmückt. Typisch sind Grundrisse mit zwei, drei oder fünf Nischen. Um 2350 v. Chr. verschwand die Kultur vermutlich wegen Klimawandel und Dürre.

Malteser Ritterorden

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Wappen des Souveränen Malteserorden

Der Orden wurde im Zuge des 1. Kreuzzugs Ende des 11. Jahrhunderts als Johanniter Orden in Jerusalem gegründet, Anfang des 14. Jahrhunderts wurde der Sitz nach Rhodos verlegt. Nachdem die Osmanen Rhodos erobert hatten, kamen sie 1530 nach Malta und heißen seither Malteser Orden.

Sidefact: Zeitgleich teilte sich der Orden in einen katholischen und evangelischen Zweig auf. Der heutige Johanniter Orden ist seitdem protestantisch.

Große Belagerung Maltas (1565)

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Gemälde von der Belagerung und Beschuss von St. Elmo am 27. Mai [1565]
  • Beginn: 18. Mai 1565
  • Osmanisches Reich (40.000 Mann) gegen Malteserorden und Bevölkerung (9.000 Verteidiger)
  • Fall von Fort St. Elmo nach einem Monat
  • Erfolgreiche Verteidigung von Birgu und Senglea
  • Ende: 8. September 1565 – Rückzug der Osmanen

Fort St. Elmo

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Luftbild Fort St. Elmo (Screenshot MacOS Karten-App)

An der Spitze der Sceberras-Halbinsel – dort, wo später Valletta entstand – wurde ein Fort erbaut, um Angriffe der Osmanen abzuwehren. Die strategische Lage bot einen weiten Blick über Hafen und Umland. Schon 1417 stand dort ein Wachturm.

Nach dem Überfall 1551 beschloss man den Bau eines starken Forts. Bereits 1552 wurde ein erstes sternförmiges Bauwerk errichtet, das später erweitert wurde.

Während der Großen Belagerung 1565 wurde das Fort heftig umkämpft. Es hielt einen Monat stand, bevor es fiel.

In den folgenden Jahrhunderten wurde die Anlage ausgebaut. Das Fort St. Elmo blieb ein wichtiger Stützpunkt unter britischer Herrschaft. Es wurde modernisiert und mit neuer Ausrüstung versehen. Im Zweiten Weltkrieg spielte Fort St. Elmo wieder eine zentrale Rolle. Am 11. Juni 1940 war es das erste Ziel eines Luftangriffs.

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Heute erinnert das War Museum unter anderem an die bewegte Geschichte dieses besonderen Ortes.

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